Dienstag, Februar 06, 2007

Saw III - Der Horrorfilm und wir [Teil 2]

Teil 1 findet Ihr hier.

Etwa 2.5 Jahre nach dem Start des Originals kam nun auch der dritte Teil dieser Reihe zu uns in die Kinos.

Aller guten Dinge sind Drei?
Da ich allgemein durch Kritiken beeinflussbar bin (nicht bei der Bewertung) und meine Kinobesuche meistens nach diesen auswähle, habe ich mir gedacht ich werde mir den dritten Teil dieser - sich totlaufenden - Reihe auch antun. Gesagt getan, letzten Samstag ging es nach Emmenbrücke ins Maxx Kino. Leider mussten wir uns mit der drittvordersten Reihe begnügen und wurden somit von der Leinwand praktisch verschluckt (denn die ist im Saal 3 wirklich gross). Dies hat den Film allerdings nur noch verstärkt, denn man konnte den Blick wahrlich nicht mehr abwenden. Nach der obligaten Lasershow und den Trailer (300 WOAH! Der wird genial!) begann der Nervenkitzel.
Klugerweise beginnt der Film genau dort, wo der Zweite geendet hatte ("Game Over."), was allerdings für Leute welche die anderen beiden Streifen nicht kennen ein Drama auslöst was sich durch den ganzen Film halten wird. Nie wissen diese Personen so genau was vor sich geht, denn die Geschichte ist sehr stark mit den Vorgänger verknüpft und führt praktisch alle Handlungsfäden weiter. Auch sonst ist die Story wieder besser als in Saw II, denn nun geht es wieder um die eigentlichen Grundsätze von Jigsaw (Tobin Bell). Hinzu kommt, dass der "Killer" dem Tod sehr nahe ist. Durch einen unheilbaren Hirntumor schon in Teil 1 sehr handycapiert, liegt er nun ans Bett gefesselt in seiner Werkstatt. Die Weiterführung seiner Lebensaufgabe hat nun Amanda (Shawnee Smith) komplett übernommen, wenn auch unter seinen Anweisungen.
Damit er sein letztes Spiel aber noch überlebt, lässt er Amanda die Ärztin Lynn Denlon (Bahar Soomekh) entführen. Der Doktor soll Jigsaw nun so lange und mit allen nötigen Mittel am Leben erhalten, bis das letzte Spiel vorbei ist...

Nebst dieser Hauptstory wird - geschickt eingebettet - in Rückblenden die Geschichte und Vergangenheit von Jigsaw und Amanda erzählt. So erfährt man nun endlich, wie es genau zu der Zusammenarbeit kam und wie Jigsaw alles gestartet hat. Auch werden die losen Enden von den ersten beiden Filmen aufgelöst und geschickt gelöst. Die Geschichte lässt praktisch eine Wünsche offen und legt alles klar dar, wenn auch nicht in chronologischer Reihenfolge. Doch genau diese Erzählstruktur war schon immer eine der Stärken dieser Reihe, in dieser abschliessenden Folge wird sie nun perfektioniert.
Dank dieser Technik gelingen dem Streifen auch ein paar wirklich starke Szenen, so gefiel mit die Rückblende auf den Puppen bastelnden Jigsaw am besten. Schliesslich wurde sie schön stimmig mit Musik aus dem ersten Film unterlegt.

Roter Saft ist immer gut
Aber wie steht es denn nun um den Horror in diesem Film? Nun, es wird komplett auf brachiale Darstellung und ekelerregende Effekte gesetzt. Die subjektive Wahrnehmung wird ganz aussen vorgelassen, denn die Macher des Filmes zeigen einfach alles. Egal ob es sich um zertrümmerte Füsse, abgerissene Arme oder zerschossene Gesichter handelt. Kein Bild ist zu schrecklich für den Film, alles wird in schneller Schnittfolge und mit wummernden Bässen unterlegt auf die Zuschauer eingeprügelt. Ein Entkommen ist nicht möglich. Seinen blutigen und schrecklichen Höhepunkt erreicht der Film bei einer ultrablutigen Operation an einem menschlichen Schädel. Schrille Bohr- und Säggeräusche und herausquellendes Gehirn inklusive. Wer bei dieser, extrem langen und anhaltenden, Szene nicht würgend den Kopf abwendet hat ein Problem.

Aber dient dies überhaupt noch dem Film? Saw III wird dadurch zum grausamsten Teil der ganzen Reihe und lässt seine Vorgänger wie Kinderfilme aussehen. Man fragt sich nun aber zurecht ob dies überhaupt nötig ist. Meiner Meinung nach wurde hier schlichtweg übertrieben, denn man wollte einfach noch mehr Gore einbringen und alle bis jetzt erschienenen Horrorfilme übertrumpfen.

I Need More?!
Manche Fans erwarten solche kranke Fantasien, die auf die Leinwand gebracht werden, dem Film kann so etwas jedoch nur schaden. Denn die Geschichte ist wirklich sehr toll, wird jedoch durch teilweise unnötige Folterszenen künstlich aufgepeppt. Auch die oben erwähnte Operation ist einfach too much. Hier wäre es viel eindrücklicher gewesen, das Ganze nur anhand von Schatten und Geräusche darzustellen. Denn anstatt Ekelgefühle auszulösen, würde dies den Kinogänger einen wirklichen Schrecken einjagen.
Man kann nun nur hoffen, dass beim nachfolgenden 4. Teil der Serie das ganze wieder auf ein erträgliches Mass zurückgeschraubt wird, ansonsten besteht der Film wirklich nur noch aus Blut und Morde.

Teil 4? Ich dachte dies wäre der abschliessende Teil? Jein. Saw 3 ist der letzte Teil dieser ersten Trilogie und beendet die Geschichte um Jigsaw und Amanda. Allerdings schafft er sich mit einem geschickten Kniff am Ende Raum für viele weitere Fortsetzungen.

Was kann man abschliessend zu einem solchen Film sagen? Er schafft es mit einer sehr starken Story zu begeistern und vermag sogar rückblickend - dank ein paar Erklärungen - den schwachen zweiten Teil aufzuwerten. Ebenso überzeugen die Darsteller, allen voran Tobin Bell und die gelungene Musikuntermalung. Sehr fraglich ist jedoch die Darstellung der Gewalt, denn eigentlich ist ein solcher Film nur die Antwort auf das existierende Verlangen in unserer Gesellschaft. Und die muss, an solchen Massstäben gemessen, extrem krank sein.
Der Film ist somit wirklich nur für alle Erwachsenen geeignet, die solche Szenen verarbeiten und von der Realität trennen können.

7/10, wenn auch mit flauem Magen und sehr wackligen Knien.

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