American Psycho
von Bret Easton Ellis
Die 80er Jahre gehen zu Ende. Pat Bateman ist ein Investment Banker an der Wall Street und lebt in seiner eigenen Welt. Durch den Tag geht er seiner Arbeit nach, besucht das Fitnessstudio und geht mit seinen Yuppie-"Freunden" in neue, hippe Bars und Restaurants. Sein Leben wird bestimmt durch neue Markenkleider, die perfekte Frisur und haufenweise Drogen. Er lebt in einer Welt, in der Geld und Moral keine Rolle spielen. Und wenn dann die Nacht hereinbricht, erfüllt sich Bateman seinen eigenen Traum vom amerikanischen Lifestyle. Er gibt sich seinen Sex- und Gewaltphantasien hin und hinterläst eine Spur von grausamen Foltermorden.. Oder doch nicht?
Mit American Psycho hat Ellis ein Werk geschaffen, dass in seiner Grausamkeit bis heute wohl nicht übertroffen wurde. Er bracht jede Regel der normalen Bücher und legte ein Werk vor das nicht nur schockiert, sondern auch für Jahre in Deutschland indiziert war.
Mit der Geschichte um Bateman hat der Autor ein Monster geschaffen, das praktisch nicht klar zu erfassen ist. Schon alleine der Stil des Buches verwirrt von Anfang an und lässt einen praktisch nicht näher an das Geschehen heran. So werden seitenlang Markennamen von Bekleidungen beschrieben, aufgezählt was es in welchen Geschäften zu kaufen gibt und über den perfekten Anzug philosophiert. Im krassen Gegensatz dazu stehen die gehalt- und sinnlosen Abende in den Clubs, in der sich die Leute mit Drogen und Alkohol zuknallen um zu vergessen, wie einfallslos und langweilig ihr Leben ist. Auch kapitellange Abhandlungen bestimmter Bands finden ihren Platz in der - in Ich-Form erzählten - Welt der Brokers. Um alles noch verwirrender zu gestalten, sind die einzelnen Kapitel scheinbar ohne grossen Zusammenhang aus dem Leben gerissen. Manche habe nicht einmal einen abschliessenden Punkt, das Buch selber beginnt an einer willkürlichen Stelle.
Wenn der Leser durch diese verschiedenen, nicht wirklich zusammenpassenden Teile schon fast eingelullt wurde, explodiert das Buch in unbeschreiblicher Brutalität. Pat Bateman begibt sich in der Nacht seiner Blutlust hin und ermordet am liebsten Penner oder Callgirls. Allerdings genügt es nicht, dem Leben durch eine Pistole oder dergleichen ein Ende zu setzen. Die Folterexzesse werden akribisch genau beschrieben und degradieren den Leser zu einem Voyeur der an unvorstellbaren Grausamkeiten teilnimmt.
Nicht selten stellt sich einem die Frage, warum man überhaupt so ein Buch weiterliest. Denn schon nach dem ersten Mord wird jedem normalen Menschen die Motivation praktisch aus dem Körper geschnitten. Trotzdem zieht einem die Geschichte immer stärker hinein und beginnt einem doch zu faszinieren. Auch weil man nie genau weiss, was sich wirklich zugetragen hat. Exisitert Pat Bateman überhaupt? Sind die Morde wirklich geschehen? Was ist überhaupt die Realität?
Denn je länger das Buch dauert, desto mehr verliert sich die Hauptperson in ihrem Wahn. Ebenso wird sie durchs Band weg von praktisch allen anderen nicht erkannt und mit falschen Namen angesprochen. Das Ende kommt so abrupt wie der Anfang, allerdings erst nachdem die Gewalt solch extreme Ausmasse angenommen hat, dass es nicht mehr zu steigern ist.
Ein solches Buch abschliessend zu bewerten erscheint mir praktisch unmöglich. Auf der einen Seite ist es faszinierend und packend, auf der anderen nur ekelerregend und ermüdend. Ebenso stellt sich die Frage, ob so eine Geschichte überhaupt moralisch vertretbar ist..
Trotzdem empfehle ich jedem Interessierten, das Buch zu lesen. Aber nur, wenn ein starker Magen vorhanden ist, denn die Geschichte ist wirklich Hardcore.
Übrigens ist dieser Post eine Schnappszahl. Schon seit 222 Beiträgen muss die Blogwelt mich ertragen.. Und hoffentlich noch viel länger.
Samstag, Juli 28, 2007
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