Musik, Auswirkungen, Gefühle. All dies in Worte zu fassen und versuchen zu erklären kann eigentlich nur scheitern. Nach diesem Konzert muss ich es aber einfach tun, es ist zu wichtig.
Als Voraussetzung für den Bericht ist zu sagen, dass ich Musik nicht nur mit den Ohren sondern auch mit dem Herzen höre. Es gibt praktisch nichts wichtigeres in meinem Leben und ohne Musik würde ich wohl keinen Tag überleben. Auch die Musik von Peter Gabriel war mir eigentlich schon immer wichtig, denn besonders durch Genesis habe ich ihn zu mögen gelernt.
Nun wage ich es also, seid bitte nicht erstaunt wenn manches etwas unbeholfen klingn wird. Aber wie gesagt, Dinge die Ohne Worte auskommen mit ebensolchen zu beschreiben ist kompliziert.
Moon & Stars 07 Locarno: Peter Gabriel
Locarno, eine schöne Stadt in Süden des Tessin. Seit Jahren findet hier das wunderbare Festival statt, perfekt gelegen mitten in der Stadt. Rund um den Festivalplatz befinden sich schöne Häuser welche auch passend beleuchtet werden. Die Konzerte selber sind auf einzelne Abende verteilt, somit bekommt jeder Künstler die Möglichkeit auf eine perfekte Show und genügend Zeit. Ich selber begab mich zum ersten an diesen Ort, allerdings auch nur weil der Peter Gabriel ein Ausnahmekünstler ist und nicht wirklich oft in der Schweiz vorbeischaut.
Als Vorband betrat - der mir bis dato - unbekannte Charlie Winston und seine etwas verrückte Truppe die Bühne. Sie boten einen wirklich gelungenen Sound (Man staune: Die Abmischung war für eine Vorband wirklich sehr gelungen) mit diversen Instrumenten. Am meisten beeindruckt war ich von Charlie selber. Tolle Stimme und sehr grosse Fähigkeiten, besonders am Klavier.
Nach einer halben Stunde Umbaupause erschien er, der Meister persönlich. Meine Vorfreude und Erwartung waren riesig, sie wurden schon mit den ersten Songs (The Rythm Of The Heat, On The Air, Intruder, D.I.Y.) übertroffen. Und wirklich übertroffen. Peter selber ist zwar langsam ein etwas älterer Mann, performt aber immer noch voller Spiellust und Lebensfreude. Seine Stimme klingt super und erreicht auch die hohen Töne ohne grossen Probleme. Die Show war eher auf ein Minimum beschränkt worden, verstärke dadurch die Musik aber noch mehr. Auch die Band gewann so an Gewicht, obwohl sie dies eigentlich gar nicht nötig häte. Schon alleine ihre Präsenz und den grossen Namen (Tony Levin, David Rhodes, Melanie Gabriel etc.) versprüten sie Magie. Ihr Können ist sowieso unglaublich gross, kein Ton lag daneben.
Mit dem 5. Song war dann auch der erste Kracher da: "Steam". Schön in Italienisch, Deutsch und Englisch angsagt. Schon zu diesem Zeitpunkt war ich total mitgerissen. Allerdings begann das wirkliche Gefühlschaos erst mit "Blood Of Eden". Ein wunderschöner Song mit sehr traurigen aber auch intelligenten Lyrics. Dieses Lied löste in mir viele Gedanken und Empfindungen aus und berührte auch alle Leute die mich begleitet haben. Den Tränen nahe begann der Rest des Sets immer persönlicher zu wirken und grub sich tief in mein Herz hinein.
Die Musik pulsierte durch meinen Körper wie Elektrizität und warfen meine Gedanken wild durcheinander.
Die Musik von Peter ist sowieso eher traurig und düster, allerdings kamen mir die Tränen eher vor Schönheit. Songs wie "Family Snapshot" oder "Lay Your Hands On Me" bekamen eine neue Tiefe und persönliche Bedeutung. Die wunderschönen Klänge versetzten mich in eine völlig andere Welt und erfüllten mich mit Glück und Trauer sogleich. Wenn dann plötzlich eine Gitarre aus dem nichts erklingt und aufschreit, zerfetzte es mir praktisch das Herz. Mit den Händen zur Band gerichtet konnte ich nicht anders als reglos dazustehen und das herabfallende Wasser zu begrüssen. Denn gegen die zweite Hälfte begann es stark zu regnen. Das störte allerdings überhaupt nicht, denn somit bekam das Ganze nur noch eine stärkere emotionale Wirkung. Ich wurde mir endlich wieder bewusst, dass ich fühle. Ich lebe. Ich liebe. Ich traure. Die Welt ist real, ich bin ein Teil von ihr. Und auch wenn es nicht immer alles wirklich schön verläuft, hier zu bleiben lohnt sich auf alle Fälle.
Mit "Signal To Noise" (einer der düstersten, aber zugleich auch wunderschönsten Songs.. Schönheit bis zur Unerträglichkeit..) und "Secret World" fand das reguläre Konzert dann seinen Schluss. Aufgeweicht vom Regen und ein bisschen benommen von den Gefühlen mussten wir nicht lange auf die Zugaben warten. Und was für welche: Das unzerstörbare "Sledgehammer" und das wundervolle "In Your Eyes". Bei diesem Song kam dann auch Charlie Winston wieder auf die Bühne um zusammen mit Peter und Melanie zu singen, als gäbe es kein Morgen mehr. Wer hier nicht mitgerissen wurde, hat kein Herz. Durch mich gingen Kälteschauer und die Tränen konnten nicht verhindert werden..
Nach dem zwei Songs kehrte die Band sogar noch einmal zurück und spielte das unglaubliche "Biko". Live einfach eine Wucht, wenn auch mit einem tragischen Hintergrund. Als das Publikum am Schluss dann mit erhobenen Fäusten mitsang und sich von der Band verabschieden musste, sank ich langsam auf die Erde zurück. Noch ganz benommen vom Erlebten machten wir uns auf den Heimweg..
Ich möchte hiermit den drei Leuten danken die mich zu diesen unvergesslichen Abend begleitet haben: Yvonne, Ellen und Markus. Besten Dank für alles, es war einfach nur wunderbar mit euch. Ich hoffe, ihr habt es auch so genossen und werdet mich wieder einmal an ein Konzert begleitet. Besten Dank das ihr in meinem Leben seid, ohne euch würde vieles fehlen..
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2 Kommentare:
Einfach nur Wow!
Ich habe geahnt, dass du das besser Beschreiben kannst als ich in der Lage dazu wäre. Genau so war es und noch immer verspüre ich ein leichtes Gänsehaut-feeling wenn ich an das wunderbare Konzert zurückdenke.
Auf das nächste!
Danke danke. Aber so wie ich es wollte, wurde der Bericht leider nicht. Aber wie schon gesagt: So etwas in Wörter zu fassen ist nicht möglich.
Ja mir ist das Konzert auch immer noch extrem präsent. Ich muss immer wieder daran denken und höre momentan auch praktisch nur noch die Musik von PG.
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